THE INTERVIEW IN|DEEDS: WHO IS … Luciano Castelli

Luciano Castelli (*1951, Luzern) ist u.a. Maler, Grafiker, Fotograf, Bildhauer. 1978 zog Castelli nach Berlin. Mit Rainer Fetting und Salomé ging er mit seiner expressiven Malerei als Neue Wilde in die Kunstgeschichte ein. 1989 ließ er sich in Paris nieder und heiratete 1991 Alexandra, die er immer wieder malte. Er experimentiert mit einer selbstgebauten Camera Obscura und entwickelt seine drehbaren Revolving Paintings. Je nach Hängung sieht man andere Gesichter, Körper oder Stadtansichten. Luciano Castelli stellte sich im November 2017 dem Interview IN|DEEDS.

Zwei Sätze zu Deiner Vita.

Meine kreativen Wurzeln liegen in Luzern, wo ich 1951 geboren wurde und welches ich 1978 für Berlin verlassen habe, dessen wilde Jahre ich in der Gruppe der „Jungen Wilden“ verbrachte, 1988 lernte ich meine heutige Frau Alexandra und Mutter meiner zwei Kinder kennen, was meinen Weg nach Paris führte. Seit ein paar Jahren leben wir erstmals wieder in der Schweiz.

Worüber machst du dir zur Zeit am meisten Gedanken; was beschäftigt Dich? Und kannst Du die Intention Deiner Kunst mit uns teilen?

Wie man einem Teil meiner Bilder entnehmen kann beschäftigt mich die Situation unserer Welt sehr. Inspiriert von der multikulturellen Komplexität und dem bunten Miteinander der Metropole Paris entstanden meine „Revolving Paintings“. Die Vielfalt der Körper und Leben erlangen auf den Leinwänden teilweise eine abstrakte Dimension und beabsichtigen ein Lesen des Bildes aus mehreren Blickwinkeln. Die durch das Drehen der Gemälde,  verändernden, multiplen Ansichten, charakterisieren und spiegeln all die multikulturellen Realitäten und Herausforderungen an unsere heutige Gesellschaft wider.

Gleichzeitig strahlen meine Werke eine gewisse Leichtigkeit aus, die wir nicht verlieren sollten. Zärtlichkeit und Erotik spielen eine grosse Rolle, denn….

DEEDS_WORLD---Luciano-Castelli---Selbstportrait
Luciano Castelli, Selbstportrait
Wie schützt Du Dich in der heutigen Zeit vor zu viel Inspiration?

Ich beschäftige mich in der Kunst seit den Anfängen mit meiner eigenen Person, meinen Gefühlen, meinem unmittelbaren Umfeld in Bezug zu meinem Leben, egal welches Thema mich gerade beschäftigt es ist quasi immer meine Person die, wie ein Schauspieler in eine Rolle schlüpft und die jeweilige Geschichte lebt. So kann man sagen bin ich selbst mein Leitfaden.

Wie bist Du zur Kunst gekommen? Warum Kunst?

Mein Vater war Schriftenmaler und hatte ein Reklameatelier, ich wuchs sozusagen zwischen Farbtöpfen auf und er nutzte jede freie Minute um mit meinen Geschwistern und mir zu zeichnen. Als Teenager experimentierte ich in meinen Zeichnungen, Collagen, Objekten und Photographien mit unterschiedlichsten Materialien wie Glimmer, Pailletten und Federn. Diese ersten Arbeiten wurden dann von Jean-Christophe Ammann, dem damaligen Direktor des Kunstmuseums Luzern entdeckt.

Was macht Dich aktuell glücklich? Was macht Dir aktuell Angst?

Meine Familie und die Entwicklung meiner Arbeit macht mich glücklich. Die Terrorsituation weltweit macht mir Angst, und die Hungersnot auf der Welt macht mich traurig!

Wie beurteilst Du die aktuelle Entwicklung des Kunstmarktes?

Leider treten die eigentlichen Werte der Kunst mehr und mehr in den Hintergrund.

Das Wort Markt sagt es eigentlich schon, wir produzieren schön gestaltete Aktien.

Zwei Sätze zu Deinem aktuellen Projekt.

Ich suche danach die Malerei zu erneuern, zu befreien und weiterzuentwickeln, den engen Rahmen des Keilrahmens zu sprengen und neue Dimensionen zu öffnen, mit Figuration eine gewisse Art von Abstraktion zu schaffen. Um aus dem konventionellen Rahmen der Bildpräsentation auszubrechen lass ich einerseits die Leinwand zu einem Teil eines Ganzen, eines grösseren Bildes werden oder male wie hier im Kaufhaus Jandorf ausschliesslich direkt auf Wände, Säulen, Decken und lasse bauliche Strukturen mit der Malerei verschmelzen. Wie auch bei den „Revolving Paintings“ erschliessen sich manche Bilder erst und nur aus einem bestimmten Winkel, da sie über mehrere Wandabschnitte verteilt sind.

Bei „From White to White“ im Jandorf  ging es auch um Vergänglichkeit, den Lauf der Dinge, die uns heute antreiben und morgen ganz anders aussehen oder gedeutet werden oder sogar gänzlich verschwinden.

Was sind Deine (nächsten) Ziele?

Mein nächstes Projekt gilt der Photographie, welche 2018 im Leica Museum in Wetzlar zu sehen sein wird.

Mein Ziel:

Immer ein Suchender zu bleiben!

Hier geht es zur Webseite des Künstlers.

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