THE INTERVIEW IN|DEEDS: WHO IS … Lili & Jesko | 360°

Die MAYBACH Boutique am Kurfürstendamm ist Teil des Lebens und der Kultur Berlins. Aus der Leidenschaft für Handwerkskunst heraus entstand seitens Maybach der Wunsch, der Berliner Kunst in den Geschäftsräumen der Boutique eine Präsentationsplattform zu bieten. Zur Berlin Art Week 2019 hat das Hamburger Künstlerpaar Lili Nalovi & Jesko Willert, das auch in Berlin-Kreuzberg ein Atelier betreibt, mit seinen Gemälden und Interieur-Arbeiten, sowie riesigen, mit 4.000 Stück hauchfeinem Blattsilber veredelten Stoffbahnen, die MAYBACH Boutique in eine kunstvolle Landschaft verwandelt. DEEDS.WORLD sprach mit dem Künstlerpaar Lili & Jesko sowie Max Schneegans von MAYBACH Boutique Berlin über das Thema der Kooperation zwischen Künstlern und Marken. Dieses Interview wurde für unseren Podcast aufgenommen. Es ist ein thematischer Ausschnitt aus dem Gespräch und gibt unverfälscht den O-Ton aller Interviewten wieder.

Virtuelle 3D Tour durch die Ausstellung in der als temporäre Galerie genutzten Maybach Boutique auf dem Kurfürstendamm in Berlin

Dort, wo den Kundinnen und Kunden von “MAYBACH Icons of Luxury” üblicherweise die individuell gefertigten und exklusiven Brillenfassungen, Leder-Accessoires und Pferde-Ausstattungen in Vitrinen präsentiert werden, betrat man vom 9. bis 14. September 2019 ungefähr zeitgleich zur Berlin Art Week eine verwandelte Szenerie. Maybach hatte Lili & Jesko freie Hand in der Raumgestaltung gelassen und keine Scheu davor gezeigt, dass die eigenen Manufaktur-Produkte für ein paar Tage buchstäblich hinter der Kunst zurücktreten.

Die Vitrinen der Boutique wurden von Lili & Jesko für diesen Zeitraum von mobilen Wandarbeiten verhüllt, meterlange Stoffbahnen, die sie mit dünnem Blattsilber belegt hatten. Vor dieser neuen Boutique-Kulisse wurden verschiedene Malereien des Künstlerpaares ausgestellt, im Schwerpunkt Portraits und Landschaften verschiedener Reiseziele des Paares. Eine Video-Installation mit Schlaglicht artigen Reiseimpressionen, in die man gleich einem Zug jederzeit “ein- und aussteigen” kann, wurde ebenfalls gezeigt.

Gesetztes Ziel von Maybach war es, zeitgenössische Kunst und Manufaktur-“Kunst”, wie Maybach sie bezeichnet, bzw. Kreativität und Luxus zu vereinen, und hier anlässlich der Kunstwoche neuen Raum für Begegnungen zu schaffen.

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Jesko Willert, DHOWS NEAR SHELA, Lamu, 2012, tempera on canvas, 120 x 160 cm [47.2 x 63 in]

DEEDS.WORLD: Die Kooperation mit einer Marke wie in diesem Fall mit Maybach ist eine Möglichkeit für Künstler*innen, ihre Kunst in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken und auch die Marke findet so eine besondere Form der Beachtung. Wie sind Eure Erfahrungen mit Markenkooperationen, wo seht Ihr Vorteile und Synergien, wo seht Ihr Gefahren und worauf muss man als Künstler*in besonders achten?

Jesko: Ich finde es interessant gerade da anzufangen, wo es ein bisschen kniffelig ist. Es geht ja unter anderem um Positionierung als Künstlerpaar. Die Message, wo ist sie gesehen? Wo ist die Ausstellung gut positioniert? Und das ist da interessant, wo sich eine Win-Win Situation ergibt. Aber auch noch mehr als eine Win-Win Situation – also für mehrere Leute. Das ist doch eigentlich das Interessante und insofern ist es eigentlich keine Gefahr, wenn man etwas findet, wo die Kunst genau richtig platziert ist. Es gibt einfach Bereiche, da klappt es nicht so. Ich könnte mir das jetzt gerade nicht so vorstellen … zum Beispiel … das ist jetzt wirklich eine These und vielleicht auch ein bisschen gefährlich … aber Bundeswehr und Malerei. Vielleicht wird es aber auch gerade da interessant. Aber dafür muss auch ein Sense geschaffen werden. Etwas muss sich verbinden können. Wenn man nicht miteinander spricht, dann kann auch kein gemeinsamer Sense entstehen. Dann entsteht vielleicht gar nicht die Verbindung Malerei – Bundeswehr, als Beispiel.

Lili: Bei Maybach fand ich es wirklich toll, dass man uns soviel Raum gegeben hat. Dass wir alles abhängen dürfen und den kompletten Raum einnehmen können. Das fand ich sehr mutig von Maybach. Und es ist auch nicht selbstverständlich, dass jemand einem soviel Raum gibt und sagt: “Ihr dürft Euch jetzt einfach wirklich einmal komplett ausbreiten.” Das finde ich etwas ganz tolles. Denn wir haben auch schon die Erfahrung gemacht, dass dann …

Jesko: … dass dann Marken auch unsicher werden oder Angst bekommen, weil Kunst eben wilder oder unsicherer ist. Und dass sie dann denken: Was passiert mit den Räumen und der Marke?

Lili: Und dann wollen sie praktisch so viel ihre Marke in den Vordergrund bringen, indem sie überall Bildschirme aufstellen, wo die Marke zu sehen ist, dass es echt schon peinlich wird …

Jesko: Und wo es auch keine Win-Win Situation gibt. Und hier haben wir uns vorher kennen gelernt, konnten die Idee zusammen entwickeln, so dass sich alle Seiten wohl fühlen. Und das verstehen wir als Kooperation. Die eine und die andere Seite hat etwas davon. Und die dritte: Der Besucher. Und darum geht es ja auch. Um die Message. Maybach ist eine starke Marke. Und manche Landschaft (gemalte Landschaft, Anm. d. Red.) ist eben eine zarte Landschaft. Wie kann man das zusammen ausstellen, zeigen? Das ist die Herausforderung und das bringt Spaß. Und das ist gar nicht so schwierig. Wie würdet Ihr das beschreiben? (fragt in die Runde, Anm. d. Red.)

Max Schneegans: Was die größte Gemeinsamkeit ist: Wir sind absoluter Handwerker. Und alles, was unser Flagshipstore in Berlin darstellt, oder auch die Mutterfirma in der Eifel, ist Manufaktur und Handwerk. Es gibt für nichts bei uns eine schnelle Lösung, sondern eine individuelle Lösung, die Zeit braucht. Wo auch unsere Kunden wissen: Das braucht Zeit. Wir können hier etwas von uns erzählen und was wir repräsentieren. Und die Künstler tun es genau so. Und am Ende erzählt beides eine gute oder schöne Geschichte.

Jesko: Beide teilen ja auch das Optische, das Visuelle. Das ist sehr verbindend und zusammenführend. Und auch die Qualität. Das ist unser beider Positionierung, dass beide Seiten stark auf die Qualität achten.

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Lili Navoli, Little Novice Meditating, Sagain, Myanmar, Tempera auf Holz , 50 x 40 cm

Lili: Wir haben uns ja kennen gelernt, indem Jesko und ich am 9. Juni beim Derby in Hoppegarten den “Best Dressed Couple” Preis gewonnen haben. Maybach war der Sponsor. Die Verbindung Mode und Kunst war bei Jesko und mir immer schon stark ausgeprägt. Wir recyclen oder verändern viele Sachen. Zum Beispiel die vergoldeten Schuhspitzen, oder die Jacke, die mir Jesko versilbert hat. … Der Preis war dotiert mit 1.250 EUR, und wir sollten uns bei Maybach etwas aussuchen. Wir haben uns für die Sonnenbrillen entschieden, und Maybach hatte wohl eher damit gerechnet, dass man sich als Dame die Maybach-Handtasche aussucht, die genau diesen Betrag kostet. Und dann hat man mich tatsächlich gefragt: “Bist Du gar nicht interessiert, die Maybach Handtasche zu nehmen?” Aber ich finde meine Handtasche supergeil, die ist von Jesko versilbert. Und so haben wir jetzt tatsächlich die erste Eve Maybach Handtasche versilbert. Ein Unikat.

Jesko: Beide Seiten stehen ja so auf Original und Unikate. Unsere Portraits, das sind alles Originale.

Max Schneegans: Die von Lili und Jesko versilberte Handtasche ist derzeit nicht verkäuflich. Es war eine Möglichkeit, dass man sich mit diesem schweren Thema Maybach und dem, was dieses Thema ausdrückt, beschäftigt. Es kann – um die Ecke gedacht – auch ein Kontaktthema sein, an das sich jeder heran trauen kann, ohne dass es dieses Luxussegment verliert. Aber die Leute sollen sich damit schon berühren wollen. Und das kommt über die Kunst, und über diesen kleinen Spaß, der technisch für Euch natürlich sehr aufwändig war. Aber das können wir dann zur Art Night am Samstag zeigen und so haben wir alle etwas zu erzählen. Lili und Jesko können super erzählen, wie ihre Techniken funktionieren, dass es Details sind, die sich überall wieder finden …

Jesko: … die zum Beispiel von unseren Reisen erzählen. Die Leute reisen ja selbst auch, zum Beispiel mit ihren Sonnenbrillen (lacht). Das fügt sich sehr gut zusammen.

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Das Künstlerpaar Lili & Jesko in den von Jesko blattversilberten Jacken
mit Maybach Brillen und der von ihm versilberten Unikat Maybach Handtasche “EVE”

DEEDS.WORLD: Wie steht Ihr zu der Behauptung: Kunst und Kommerz passt nicht zusammen?

Max Schneegans: Die Ausstellung startete als Frühstart in der Berlin Art Week schon am Montag, aber nur mit einer kleinen Eröffnung. Wir machen kein großes Brimborium darum, da unser Kundenklientel nicht besondern werbeaffin ist. Wir bieten in dieser Woche am Samstag einen sehr schönen Abend, so dass man sich fragt: Was ist denn jetzt hier gerade mit der Maybach Boutique passiert? Einigen Kunden fällt dieser Tapetenwechsel sehr positiv auf. Gleichzeitig bekommen wir natürlich durch die Kunstwelt auch Menschen in die Boutique, die Lust haben auf Qualität, Tradition und auf Handmade. Die schätzen, dass das Produkt eine Geschichte hat. Und vom Preissegment unterscheiden wir uns Null … die Menschen haben nur noch nicht gehört, dass eine Brille auch mal 40.000 EUR kostet. Und das dürfen ruhig so viele Menschen wie möglich wissen, dass es mit Brillen und Accessoires nochmal ganz andere Levels gibt, die auch von der Marke in Deutschland ausgehen. Das ist eine unserer Aufgaben für die Metropolregion Berlin. Wir haben auch ein weltweites Marketing, aber für Berlin ist das unsere Mission und das kann man mit der Kunst super gut machen.

Lili: Jeder Künstler will und muss seine Kunst verkaufen. Denn er kann nicht nur von Luft und Liebe leben. Er ist darauf angewiesen.

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Jesko Willert, Oruwa Negombo, Sri Lanka, Blattsilber/ Tempera auf Leinwand , 160 x 120 cm

Jesko: Auch wenn wir verschiedenartig daran heran gehen – die Marke und das Künstlerdasein – dann ist es trotzdem so, dass wir da etwas neues schaffen, was der einzelne so nicht schaffen kann. Die Marke Maybach mit uns zusammen erschafft etwas Neues. Etwas drittes. Und das ist das Spannende, nicht nur über den Galerieweg, der ja manchmal auch historisch zu betrachten sein kann. Die Ausstellungen heute können ja ganz anders sein als in den Achtziger, Neunziger Jahren. Man kann etwas erwerben. Wie hier: Man kann eine Brille kaufen. Das ist kein Widerspruch. Wir können das auflösen. Und das macht es auch für die Leute interessant, daran anders heranzugehen. Im Grunde können wir – beide Seiten – mehr Leute einladen, mehr Gewinn erzielen und eine ganz andere Botschaft in die Welt senden. Die Welt anders oder sinnlicher wahrzunehmen. Nicht nur aus dem wirtschaftlichen oder Kommerz-Aspekt. Auch nicht nur aus dem Künstlerischen. Also eine Kombination.

www.liliandjesko.com

Maybach Boutique
by
Noble Optic House Berlin GmbH
Kurfürstendamm 171
10707 Berlin – Wilmersdorf
Tel: +49 30 88676444

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