THE INTERVIEW IN|DEEDS: WHO IS … Römer + Römer | 360°

Nina Römer (*1978 als Nina Tangian in Moskau) studierte Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Torsten Römer (*1968 in Aachen) studierte Malerei an der Kunstakademie Münster und an der Kunstakademie Düsseldorf. Beide wurden gemeinsam Meisterschüler bei A.R. Penck. Seit 1998 leben und arbeiten sie als Künstlerpaar Römer + Römer zusammen, seit 2000 in Berlin.

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Das Berliner Künstlerpaar Römer + Römer (Nina Römer und Torsten Römer) im Atelier

Zwei Sätze zu Eurer Vita. Ihr ward gemeinsam Meisterschüler von A. R. Penck.  Was hat jeder für sich als Highlight für die ganz persönliche künstlerische Entwicklung aus dieser Zeit mitgenommen?

Ein berühmtes Zitat von A. R. Penck ist „Hemmungen sind die falsche Form des Widerstandes“. Dementsprechend hat uns sein freiheitliches Denken inspiriert, welches er in 2 unterschiedlichen politischen Systemen unter Beweis gestellt hat.

Worüber macht Ihr Euch zurzeit am meisten Gedanken; was beschäftigt Euch?

Als Künstler beschäftigen wir uns vorwiegend mit der Suche nach Inspiration und Veränderung, mit der Weiterentwicklung unserer Malerei und Ausstellungstätigkeit. Wir begreifen uns als Chronisten unserer Zeit, in Berlin-Kreuzberg ansässig, von hier aus agierend: “Think globally, act locally”. Einen kreativen Austausch zu haben, liegt uns am Herzen. So entgehen uns zugleich keine politischen und ökologischen Debatten.

360° STUDIO VISIT von ART@Berlin im April 2019 im Atelier von Nina und Torsten Römer

Wie seid Ihr zur Kunst gekommen – gemeint ist hier vor dem Studium? Warum Kunst?

Nina stammt aus einer Moskauer Künstlerfamilie. Der Großvater, Juri Trifonow, war ein berühmter sowjetischer Schriftsteller und der Urgroßvater Amshey Nuremberg hat als Maler einst in Paris das Atelier mit Marc Chagall geteilt. Torstens Begeisterung für die Kunst kam aus verschiedenen Quellen. Die Beschäftigung mit Malerei, Fotografie und Film, Inspiration von Freunden, Reisen nach Abschluss der Schule an spezielle Kunstorte in Südfrankreich und Nordspanien oder ein Aufenthalt bei einer Maskenbildner Familie in Hollywood, die damals z.B. täglich die Ohren für Dr. Spock von Raumschiff Enterprise modelliert haben. 

Was macht Euch aktuell glücklich? Was macht Euch aktuell Angst?

Glücklich machen uns unsere neuen Bilder, die entstehen und dass wir nun schon 21 Jahre als Künstlerpaar zusammen leben und arbeiten. Angst macht uns die ansteigende Mietspirale in Berlin, wodurch den Künstlern immer mehr Freiheiten verloren gehen. Sie sind unter wachsendem finanziellem Druck und werden mehr und mehr an den gesellschaftlichen Rand gedrängt. Sorge macht uns die politische Debatte in Deutschland, die zunehmend von rechts vergiftet wird. In den letzten Jahrzehnten haben wir insgesamt eine sehr positive Entwicklung der deutschen Gesellschaft hin zu mehr Toleranz und Offenheit erlebt, diese Entwicklung soll auch so weitergehen. Ein Ziel wäre es den sozialen Ausgleich wieder mehr zu fördern um das Auseinanderbrechen der „Solidargemeinschaft“ zu verhindern.

Was macht Eure Kunst aus? Könnt Ihr die Intention Eurer Kunst mit uns teilen?

Kunst soll herausfordern, begeistern, zum Denken anregen und zum Gespräch einladen. In unserer Malerei geht es uns neben den thematisierten Inhalten um Sehgewohnheiten. Unsere Bilder sind zerlegt in kleine gemalte Punkte und Flächen, die sich aus der Distanz zu gegenständlichen Bildern zusammenfügen. Von der Nähe betrachtet sind die Bilder abstrakt und man kann sich auf das Spiel der Farben und Formen einlassen.

Wie schützt Ihr Euch in der heutigen Zeit vor zu viel Inspiration, Eindrücken, Botschaften – vor dem Verlust des Fokus?

Bisher konnten wir uns ganz gut auf unsere jeweils aktuellen Projekte fokussieren. Zu viel Inspiration haben wir bisher nicht erlebt. Vor manchen Ansprüchen, die an die Künstler herangetragen werden, muss man sich schützen.

Wie beurteilt Ihr die aktuelle Entwicklung des Kunstmarktes?

Positiv ist, dass der Kunstmarkt immer internationaler wird, aber es wird dadurch auch einiges unübersichtlicher in der wachsenden Zahl an Biennalen, Messen etc..

Zwei Sätze zu Eurem aktuellen Projekt.

2017 sind wir zum Burning Man in die Wüste von Nevada gefahren und haben dort in dem Camp der Contraptionists eine sehr intensive Zeit erlebt. Auf der Grundlage der mehr als 10.000 dort entstandenen Fotografien ist eine Serie aus bisher 28 Ölbildern entstanden. Das größte ist „Moon Landing Biker“ – 2,30 x 6 Meter. Bei der Bildserie haben wir verstärkt Spray-Paint eingesetzt. Dazu ist nun eine umfangreiche Publikation im Verlag Kettler erschienen, diese ist sehr cool geworden: https://www.verlag-kettler.de/programm/romer-romer

Was waren Eure letzten Ausstellungstätigkeiten?

Anfang des Jahres fand mit sehr großer Resonanz unsere Einzelausstellung im Kunstverein Haus am Lützowplatz in Berlin statt. 2017 waren wir hier mit der Postfaktischen Knutschperformance und unserer Malerei im Bröhan Museum präsent. Auf der Venedig Biennale haben wir 2015 im Nationalen Pavillon von Mauritius ausgestellt. Wichtige Einzelausstellungen in den letzten Jahren waren beispielsweise im Kunstverein Münsterland, im Richard-Haizmann-Museum in Niebüll, im Kunstverein Hameln, bei Espronceda in Barcelona, bei Freight + Volume in New York, dem Gwangju Museum of Art in Korea, in der Kunsthalle Rostock, im Today Art Museum in Beijing und im Heidelberger Kunstverein.

Sind im Zeitalter des Internets der Dinge Galerien aus Eurer Sicht noch notwendig? Und wenn ja, wofür?

Das Internet hat sicherlich den Kontext und die Reichweite für die Künstler extrem erweitert und die Kunstwelt ist dadurch noch diverser und internationaler geworden. Galerien sind aber natürlich als Vermittler und Verkäufer in dem Kunstbetrieb sehr wichtig. Die zugewandte Betreuung und Begleitung durch Galeristen und deren empfehlende Vermittlung an Kunden und Institutionen ist genauso gefragt wie immer.
Unsere Webseite wird übrigens aktuell überholt, sie wird in Bälde online gehen.

Was ist das zentrale Thema Eurer Arbeiten?

In der Malerei reflektieren wir gesellschaftliche Formen. Spezielle temporäre Gemeinschaften interessieren uns dabei in den letzten Jahren verstärkt, wie sie sich zum Beispiel beim Pride in Brighton, beim Karneval in Rio, beim Fusion Festival oder eben beim Burning Man zusammenfinden. Es gelten für einen bestimmten Zeitraum andere Regeln und Gesetze – hier ist man auf der Suche nach Freiheit, Entgrenzung und auch Ekstase.

DEEDS-WORLD---Courtesy-of-Roemer-and-Roemer---Foto-Eric-Tschernow

Römer + Römer, 7:30 between GlamCocks and Contraptionists, 2018, Öl und Acryl auf Leinwand, 230 x 300 cm, Foto: Eric Tschernow

Wem zeigt Ihr als erstes ein neues Werk?

Meistens sind unsere neusten Werke in der aktuellsten Ausstellung zum ersten Mal zu sehen. Manchmal sehen es noch vorher Freunde, die zum Beispiel für ein Essen oder eine Feier in unserem Atelier sind oder Kuratoren/Kuratorinnen, die uns besuchen.

Was war/ist für Euch die größte Herausforderung auf Eurem Weg als Künstlerpaar? Denn nicht zuletzt seid Ihr ja ein Paar.

Nicht den Empfehlungen zu folgen, dass es viel besser ist alleine künstlerisch zu arbeiten.

Wie sieht die erste Stunde Eures Tages aus?

Von 24:OO bis 1:00 Uhr sind wir entweder noch im Atelier oder nicht mehr. Jeder Tag ist doch recht anders. Gerne mal spielen wir nach dem Frühstück zum Anfang des Tages Tennis.

Wo kann man in Berlin am besten 1.) frühstücken, 2.) trinken, 3.) essen 4.) feiern mit Gleichgesinnten?  

Die Frage samt aller Unterrubriken lässt sich einfach beantworten, gerne im Atelier oder zu Hause mit Freunden und Kollegen. Oder auf Einladung sehr gerne andersherum zu Gast . Auf professionelle Gastronomie legen wir keinen großen Wert, je „familiärer“ desto netter ist es doch!

www.roemerandroemer.com

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