GALERIE-VORSTELLUNG: Galerie Fahnemann

„Es ist einfach das Schönste, sich mit Menschen zu treffen, die die Kunst genauso lieben wie ich“, zitiert „Weltkunst“ den Galeristen Clemens Fahnemann. Der Berliner mit den westfälischen Wurzeln (*1948 bei Münster) geht spürbar mit Herz an das Thema Kunst heran. Im Jahr 2017 blickt er auf 35 bewegte und bewegende Galerie-Jahre zurück.
DEEDS. hat mit ihm gesprochen.

1980 gründet der Anfang Dreißiger die Galerie in West-Berlin – zunächst als Verlag. Clemens Fahnemann, der Visuelle Kommunikation in Stuttgart und Berlin studiert hatte und bei Helmut Lortz Meisterschüler war, brachte sich im Künstlerhaus Bethanien ein eigens entwickeltes, künstlerisches Siebdruckverfahren bei. Als Verleger trieb ihn die Idee, Künstler zu animieren, mit künstlerischem Siebdruck zu experimentieren. Der Beruf des Künstlers wäre für Fahnemann keine Option gewesen: „Ich bin so kommunikativ und kann gut mit Menschen. Einsam in einem Atelier – das wäre nichts für mich gewesen.“

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Hängung einer Arbeit von Imi Knoebel im Museum Bonn, Foto: Courtesy Galerie Fahnemann

Ende 1982 eröffnete die Galerie Fahnemann in der Fasanenstraße 61. Dort befindet sie sich noch heute. „Köln war damals, was Berlin heute ist. Alle bedauerten mich, dass ich in West-Berlin saß und sagten: Komm nach Köln! Aber hier in Berlin waren die Künstler in ihren Ateliers. Und so habe ich die Aufmerksamkeit auf Kunst in West-Berlin gezogen.“ Damals gänzlich unbekannte Künstler zeigten ihre erste Ausstellung in der Galerie Fahnemann, u.a. Gerd Rohling, ter Hell, Rainer Mang und Reinhard Pods. Dann konzentrierte sich Fahnemann auf Künstler, die mit ihren raumbezogenen Arbeiten Maßstäbe setzten: Olaf Metzel, Hermann Pitz und Raimund Kummer. Der Effekt: Metzel und Pitz wurden zur Documenta VIII (1987) gerufen und im selben Jahr zur seit 1977 alle zehn Jahre stattfindenden Skulpturen-Projekte Münster geladen.

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Olaf Metzel in der Galerie Fahnemann, 1991, Foto: Courtesy Galerie Fahnemann

Nach der Aufbauarbeit folgten Einzelausstellungen mit Georg Baselitz, A.R. Penck, Frank Stella, Andy Warhol, Mutt Mallican, Allan Mc Collum, Bruce McLean, Bill Woodrow, Jessica Diamond, Donald Judd, Richard Tuttle, Yayoi Kusam, Imi Knoebel und Günther Förg.

Der Erfolg hielt an. „Am Skulpturenboulevard Berlin 1987, den ich mit dem Kultursenator Dr. Hassemer mit ins Leben gerufen hatte, nahmen Olaf Metzel und Frank Dornseif teil. 1988 – Berlin war Europäische Kulturhauptstadt – gab es außerhalb des Programms zwei Ausstellungen von internationalem Rang: Frances Picabia, erstmals in Berlin zu sehen, und Lucio Fontana. 1988, parallel zu großen Museumsausstellungen in London und Stuttgart, zeigte ich die großformatige 14-teilige Serie “Had Gadya” von Frank Stella. Es gelang mir sogar, mit Geldern des Berliner Kultursenators, die Serie für das Kupferstichkabinett Berlin für 440.000 DM zu erwerben.“

Fahnemann gründete auch den Förderverein „Graphische Gesellschaft zu Berlin – Vereinigung der Freunde des Kupferstichkabinetts e. V.“. Die mit seiner Beratung zusammengestellte umfangreiche Grafiksammlung des Ehepaares Hans und Uschi Welle vermittelte er ans Kupferstichkabinett (DM 1,8 Mio). Viele Schenkungen von Fahnemann kamen im Laufe der Jahrzehnte hinzu. Das motivierte viele andere Sammler zu Spenden für das Berliner Kupferstichkabinett.

Und wie es passieren kann, wenn man sich mit Haut und Haar seiner Arbeit verschreibt, machte 1992 die Gesundheit nicht mehr mit. Clemens Fahnemann pausierte bis 1999. Dann eröffnet er die Galerie neu und arbeitete sich ein zweites Mal nach oben. Mit Ausstellungen von Maurizio Nannucci, Astrid Klein, Per Kirkeby, Michael Wesely, Frances Scholz, Katharina Hinsberg und Pia Linz.

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Michael Wesely, 05.04.1997-03.06.1999 Potsdamer Platz, Berlin,  Foto: Courtesy Galerie Fahnemann

Rückblickend sind es die menschlichen Momente, die Fahnemann besonders schätzt. Die erste Begegnung mit Imi Knoebel – eines seiner Highlights. „Ich besuchte Imi in seinem Atelier. Da war nichts von der Arroganz mancher Künstler. Er hat mit mir freundlich über seine Arbeiten gesprochen. Es ging uns beiden um die Kunst.“ Diese Galeristen-Künstler-Beziehung hält seit 27 Jahren bis heute.

Nicht nur mit Imi Knoebel, den er erfolgreich an die Neue Nationalgalerie und an Guggenheim/Deutsche Bank vermittelt hatte, und dessen Arbeit „Revolver I“, 2003 von Fahnemann gezeigt, kürzlich den Höchstpreis für ein Knoebel-Werk erzielte: 460.000 EUR. Mit Günther Förg arbeitete Fahnemann über 25 Jahre bis zum Tod des Künstlers zusammen. Das Werk von Raimund Girke betreut er mit der Erbin und Nachlassverwalterin Madeleine Girke seit 15 Jahren. Hans Hartung vertritt er exklusiv mit der Fondation Hans Hartung, Antibes, seit 19 Jahren.  

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Raimund Girke, Große Konstruktion, 1994, Öl auf Leinwand, 220 x 240 cm, Foto: Courtesy Galerie Fahnemann

Sein Erfolgsrezept: Eine immer präzise Galeristenarbeit, eine konsequente kunsthistorische Einordnung und das Verständnis künstlerischen Arbeitens von Grund auf. Und sicher vor allem das große Herz von Clemens Fahnemann für die Kunst. „Denn die Kunst ist doch das, worum es geht. Nur die zählt.”

Galerie Fahnemann
Fasanenstraße 61 (1. OG)
10719 Berlin-Wilmersdorf
+49 30 8839897

www.galerie-fahnemann.de

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